Warum Kalorien zählen nichts bringt

  • Ernährung

Um das eigene Gewicht zu kontrollieren, zählen viele Menschen die Kalorien, die sie täglich zu sich nehmen. Doch lassen sich diese überhaupt exakt bestimmen? Hier erfahrt ihr es.

Damit der menschliche Organismus funktioniert, braucht er Energie und Nährstoffe, welche über die Nahrung aufgenommen werden. Um das eigene Gewicht zu kontrollieren, zählen viele Menschen die Kalorien, die sie täglich zu sich nehmen. Doch lassen sich diese überhaupt exakt bestimmen? 

Welche Energielieferanten gibt es?

Kohlenhydrate, Fette und Proteine zählen zu den Makronährstoffen und stellen die klassischen Energielieferanten für den Menschen dar. Geht es um die Deckung des individuellen Energiebedarfs, stehen sie im Vordergrund. 

Die Energiemenge wird im Zusammenhang mit Lebensmitteln als sogenannter Brennwert bezeichnet. Dahinter verbirgt sich im eigentlichen Sinne der Fachbegriff „Energiedichte“. Die Energiedichte beschreibt das Verhältnis von Kilokalorien (kcal) in Bezug auf eine bestimmte Menge eines Lebensmittels. In Nährwerttabellen oder auf Lebensmittelverpackungen sind die Bezugsgrößen 100 g bzw. 100 ml vorgeschrieben.

Energieliefernde Nährstoffe im Überblick:

  • Kohlenhydrate 4,1 kcal/g (1 g Kohlenhydrat liefert 4,1 kcal)
  • Proteine 4,1 kcal/g 
  • Fette 9,3 kcal/g 
  • Alkohol 7,1 kcal/g

Alkohol liefert zwar Energie, spielt in Ernährungsempfehlungen jedoch keine Rolle. 

Wie viel Energie braucht der Mensch überhaupt täglich? 

Der tägliche Energiebedarf des Menschen setzt sich aus dem Grundumsatz und dem Leistungsumsatz zusammen. Den größten Anteil besitzt im Normalfall der Grundumsatz.
 
Dieser beschreibt jene Energiemenge, die zum Erhalt aller Lebensfunktionen benötigt wird. Gemeint ist in erster Linie die Versorgung aller Organsysteme. Allein für das Gehirn und die Leber werden bereits gute 40 Prozent des Grundumsatzes aufgebraucht. 

Der Leistungsumsatz bezieht sich auf die Energiemenge, die in erster Linie für die Muskelarbeit benötigt wird. Wer viel sitzt, hat einen niedrigen Leistungsumsatz – wer sich viel bewegt, einen entsprechend höheren.

Der Energiebedarf kann und sollte individuell ausgerechnet werden. Laut Faustformel gilt z. B. für den Grundumsatz einer Frau folgender Zusammenhang: 
Jedes Kilogramm Körpergewicht benötigt 0,9 kcal pro Stunde
Zur Berechnung des Leistungsumsatzes wird ein Faktor (PAL = physical activity level) verwendet, der im allgemeinen Durchschnitt mit 1,3 oder 1,4 angesetzt werden kann. 

Der durchschnittliche Energiebedarf einer Frau im Alter von 25 bis unter 51 Jahren liegt laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) bei 1800 kcal pro Tag.

Nicht jede Kalorie wird von jedem Menschen gleich verwertet. Die Nahrungsverwertung ist abhängig von verschiedenen Parametern wie beispielsweise Genetik, physischer Gegebenheiten (z. B. Länge des Darms), Körperzusammensetzung, körperlicher Aktivität, psychischer Verfassung, hormoneller Situation, Krankheiten, Medikamenten, Alter oder Stoffwechselaktivität.

Jeder Mensch ist ein komplexes Individuum und muss demzufolge individuell betrachtet werden. Der Körper ist keine Maschine, die exakt nach den Gesetzen der Thermodynamik funktioniert!

Nahrung ist nicht immer gleich

Das heißt konkret, dass wir oftmals nicht 100-prozentig wissen, wie viele Kilokalorien die Lebensmittel, die wir zu uns nehmen, tatsächlich liefern. Auch in Nährwerttabellen variieren die Angaben für einzelne Lebensmittel. Allein die Zuckeranteile einzelner Apfelsorten schwanken, doch in den Tabellen findet sich lediglich die Bezeichnung „Apfel“. Somit sind alle Nährwertangaben als durchschnittliche Angaben zu betrachten.

Wie der menschliche Organismus die Energie aus der Nahrung schließlich nutzt, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: 

  • Nährstoffrelation, denn energieliefernde Nährstoffe werden unterschiedlich genutzt.
    Überschüssige Anteile an Zucker können zum Beispiel in Fett umgebaut werden.
  • Energiemenge und Häufigkeit einzelner Mahlzeiten im Tagesverlauf 
  • Anteile an Mikronährstoffen und Ballaststoffen 
  • Qualität und Reifegrad von Obst und Gemüse 
  • Verarbeitungsgrad der Lebensmittel (frisch oder verarbeitet) 
  • (Parallel) zugeführte Menge an Alkohol


Es ist weder möglich, seinen täglichen Energiebedarf exakt zu berechnen, noch seine zugeführte Energiemenge exakt zu bestimmen.

Machen Kalorien satt? 

Essen nach Zahlen verdirbt erfahrungsgemäß schnell die Freude am Essen – erst recht dann, wenn Sättigung und Sattheit gar nicht erst eintreten. Wenig Nahrung belegt wenig Volumen im Magen und sättigt demzufolge weniger erfolgreich. 

Fazit

Ganz genau lassen sich Energiebedarf und -umsatz nicht berechnen. Dafür spielen zu viele, nicht eindeutig berechenbare Faktoren eine Rolle. Um einen groben Überblick über die tägliche Energiezufuhr zu bekommen, können zum Beispiel Kalorienangaben auf Lebensmitteln und Nährwerttabellen sicherlich ein hilfreiches Indiz darstellen. Man sollte sich nur nicht zu sehr darauf verlassen und selbst herausfinden, was für den eigenen Körper und das Wohlbefinden das Beste ist.

Über die Autorin

Julia Zichner
Diplom-Oecotrophologin 

Ist als zertifizierte Ernährungsberaterin (VDOE) & Fitnesstrainerin Teil des Quäse Fitness-Food-Expertenteams.